1505 erste Erwähnung einer „Tafern zue Pegking“ „Tafern“ waren Gasthäuser mit Schankrecht, die den Reisenden an den Wegstraßen Quartier und Essen anboten
1766 Verleihung des Titels „Thurn- und Taxische Posthalterei“ nach der Verlegung der Hauptstraßenverbindung in Richtung Süden über Weilheim und Garmisch Damit erhielt die „Tafern“ die Genehmigung zur Errichtung einer Unterlegungsstation für Pferdewechsel und Wirtsbetrieb
1803 Verlegung der Posthalterei von Pöcking nach Starnberg – der Name „Zur Post“ sowie das Wappen bleiben erhalten Im selben Jahr: Kauf durch Josef und Maria Poelt – Seither durchgehend in Familienbesitz
Die „Tafern“
Tafern, so wurden früher die Gasthäuser genannt, die den Reisenden an den Wegstrecken Quartier und Essen anboten. Die Straße zwischen Starnberg und Weilheim durch Pöcking war zwischen 1510 und 1766 nur eine Nebenverbindung Richtung Süden. Die Hauptroute führte damals noch über Wolfratshausen und den gefürchteten Kesselberg nach Tirol. Als der zweite, angenehmere Weg nach Süden über Weilheim und Garmisch 1766 eröffnet wurde, schlug die Stunde für das Pöckinger Gasthaus. Es durfte per Order der Fürsten Thurn und Taxis, die das Kaiserliche Postmonopol besaßen, eine Unterlegungsstation für Pferdewechsel und Wirtsbetrieb einrichten und später eine Posthalterei. Das Glück dieses Privilegs, um das sich viele Wirte entlang der neuen Route bemüht hatten, währte allerdings nur 37 Jahre: schon 1803 wurde die Posthalterei von Pöcking nach Starnberg verlegt. Dem Wirtshaus blieben nur noch der Name „Zur Post“ und das alte Wappen an der Straßenfront.
Die Poelts
Die Wirtsfamilie Clemens Poelt
Im Jahr 1803 hatten Josef und Maria Poelt den „Wirth“ für 4780 Gulden erworben. Die Wirtsleute Poelt besaßen neben dem Gasthof noch einen großen Bauernhof. Ein gutes Dutzend Knechte und Mägde waren für Hof und Wirtshaus angestellt. Post-Gastwirte, wie später Josef Poelt, der das Wirtshaus 1872 übernehmen musste, sein Bruder Max war bei einer Schlittenfahrt auf dem zugefrorenen Starnberger See eingebrochen und ertrunken, waren einflussreich und prägten auch den dörfpolitischen Alltag. Josef Poelt war Mitbegründer der Pöckinger Feuerwehr, er trug die Titel Ökonomierat und Mitglied des Distriktsrates. Er und sein Sohn Clemens „regierten“ auf ihrem Anwesen: sie repräsentierten das Wirtshaus, begrüßten die Gäste – durch den Bau der Eisenbahn kamen nach 1865 zunehmend Sommerfrischler an den See – und kümmerten sich um die reibungslosen Abläufe des Arbeitsalltages von Wirtshaus und Landwirtschaft. Ähnliche Pflichten hatten auch deren Ehefrauen. Leonhard Poelt, der Altwirt, erzählte, dass sein Vater Clemens Poelt der letzte wirkliche Herr auf dem Anwesen gewesen ist. Clemens Poelt starb 1960. Im Januar 1964 übernahmen sein jüngster Sohn Leonhard und dessen Ehefrau Maria das Wirtshaus. Die Zeiten hatten sich gewandelt. Die alten großen Wirtshäuser kämpften ums Überleben. Leonhard Poelt musste als Wirt und Bauer hart arbeiten, um die altherwürdige „Post“ durch die Zeiten zu retten. Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab die Familie Poelt die Landwirtschaft, die über Jahrhunderte zum Wirtbetrieb gehört hatte, auf. Seit Januar 1997 ist nun Thomas Poelt der Besitzer eines der ältesten Gasthäuser im Landkreis Starnberg, dessen nachweisbare Geschichte vor 500 Jahren beginnt. (L. Poelt / L. Ott)
Und das Finanzamt…
In einer Steueraufstellung über die sieben größeren Wirtshäuser im unteren Landgerichts Weilheim heißt es 1505:
„Item die Tafern zu Pegking gibt 5 Schilling Pfennig.” (Quelle: Chronik Altgemeinde Pöcking, Leonhard Poelt)
Gemälde von Conrad Reinherz, 1864
Stelle frei – mit 22 Mark Gehalt
Auch damals brauchte man Fachkräfte:
Die Wirtshauskultur
Luise Ott weiß eine ganze Menge zur Pöckinger Vergangenheit. Zum Gasthaus zur Post erzählt sie uns:
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Pöcking drei Gasthäuser: die „Post“, den „Bernrieder Hof“ und das Hotel „Bellevue“, später „Kefer“ genannt. Vorwiegend Einheimische, aber auch Handelsreisende, Sommerfrischler und Ausflügler besuchten diese drei Wirtschaften. Im Gasthof zur „Post“ und beim „Bellevue“ quartierten sich, nachdem die Eisenbahn seit 1865 auch zwischen München und Tutzing verkehrte, Sommer für Sommer Münchner Bürgerfamilien ein. Angereist waren sie mit Verwandtschaft, Dienstmädchen und Kindern und wohnten meist für sechs bis acht Wochen im Ort, während der Herr Gemahl als Strohwitwer in der Stadt blieb, der Arbeit wegen. Der „Bernrieder Hof“, auch „beim Huber“ genannt, war dagegen eine reine Schankwirtschaft, die fast nur einheimische Bauern besuchten. Ausgeschenkt wurde dort, wie in allen anderen Wirtshäusern, fast nur dunkles Bier. Das Helle gab es nur in Flaschen. Das Dunkle lagerte in leicht gekühlten Fässern. Wenn so ein Banzn einmal angezapft war, dann hing es vom Geschick der Kellnerin ab, ob er auch leer wurde. Denn offenes Fassbier verdarb über Nacht. Der Gasthof zur „Post“ besaß einen Festsaal, der für Hochzeiten benutzt wurde und der auch im Vereinsleben eine große Rolle spielte. Es gab dort Hausbälle, bei denen es dem Wirt eigentlich nur um den Verzehr ging, obwohl die Musik auch zum Tanz, zur Redoute aufspielte. Der Hausball war ein Vergnügen für die älteren Pöckinger. Für die jüngeren blieben der etwas steifen Festivität fern. (L. Ott)
Biergarten – Kegeln bis Mitternacht
Poelt Senior erinnert sich:
Das Schafflergütl, das seinen Hausnamen von der Werkstätte eines Schäfflers hatte, war eines der vier Widumshäuser in Pöcking. Im Dezember 1828 hatte der Postwirt Leonhard Poelt das kleine Anwesen mit einer Landwirtschaft von sieben Tagwerk Grund erworben. Die Tafernwirtschaft zur „Post“ hatte damals nur einen kleinen Hof, und so bot sich durch den Kauf die Möglichkeit an, über der Straße einen Biergarten einzurichten. Nach dem Abbruch des Hauses wurden Kastanien gepflanzt, und so entstand ein Biergarten mit einer offenen Kegelbahn, der bis zum Jahr 1940 in Betrieb war. Die Speisen und Getränke trugen die Kellnerinnen über die damals noch kaum befahrene Straße.
Der Biergarten 1928
Der Biergarten war gut besucht, besonders dann, wenn die großen Kronen der Kastanien ihre weißen Blütenkerzen aufgesetzt hatten. Er war oft auch ein Ort dörflicher Feierlichkeiten und Veranstaltungen. Anfang der 1930er Jahre organisierte der Schreiner Gustl Friedinger im Postbiergarten ein handfestes Haberfeldtreiben. Der Betrieb der Kegelbahn musste nach 1903 zur Sommerzeit in den Abendstunden immer eingestellt werden, denn die Feriengäste fühlten sich durch den Lärm fallender Kegel und durch das Geschrei der Spieler, die oft bis Mitternacht Kranzl um Kranzl schoben, in ihrer Ruhe gestört.
Die Wirtin und ihre Gäste, um 1935
Mit Beginn des 2. Weltkrieges hörte der Gartenbetrieb ganz auf, Krieg ist keine Zeit für große Lustbarkeiten. Anfang 1941 wurde in der Kegelbahn die Küche einer Transporteinheit der deutschen Luftwaffe untergebracht. Die Soldaten waren für ein halbes Jahr in Pöcking stationiert. Nach Kriegsende öffnete der Postbiergarten nur noch für zwei Trachtenfeste. Der Verkehr auf der Olympiastraße hatte so zugenommen, dass die Bedienungen kaum noch mit Bier und Speisen über die Straße kamen. 1973 wurde der Platz neu bebaut. (L. Poelt)